„Fehlender Respekt“

Attacke auf schlafenden Bruder: Sechs Jahre Haft

Gericht
19.05.2025 15:23

Nichtsahnend schlief der Mann in seinem eigenen Haus im Bezirk Mistelbach (NÖ) – als er von einem wuchtigen Schlag auf den Hinterkopf wach wurde. Gefolgt von Messerstichen durch seinen eigenen Bruder. Der Afghane, der vor einiger Zeit zum Christentum konvertiert ist, spricht vor Gericht in Korneuburg von fehlendem Respekt. Aber: „Ich liebe ihn.“ Er muss für den brutalen Angriff nun sechs Jahre in Haft.

„Was ich getan habe, ist unmenschlich“, räumt der Angeklagte im Landesgericht Korneuburg ein. In der Nacht auf den 4. Jänner attackierte er seinen eigenen Bruder in dessen Haus in einer 500-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Mistelbach (NÖ), während dieser schlief. „Er schlug ihm mit einer leeren Vodkaflasche auf den Kopf“, so die Staatsanwältin.

Messer durch Angriff verbogen
So heftig, dass die Flasche zerbarst. Nur, um ihm dann mehrere Messerstiche unter anderem in den Oberkörper zu versetzen – die Wucht war so gewaltig, dass sie das Messer verbog. Blutig ließ der Afghane den Mann einfach liegen. Durch rasche Hilfe der Rettung, die er selber verständigte, überlebte der Bruder glücklicherweise. 

Angreifer vermisste Unterstützung
Doch was führte zu diesem unfassbaren Gewaltausbruch? Das versucht der 41-Jährige den Geschworenen folgendermaßen zu erklären: „Ich hab alles verloren, was ich hatte. Ich bin zu meinem Bruder gegangen und hab Unterstützung erwartet.“ Bekommen habe er jedoch das Gegenteil: „Mit Worten kann man mehr Menschen töten, als mit Waffen“, sagt der Afghane, der sich selbst als „Schriftsteller und Poet“ bezeichnet und Respekt verlangte. „Er hat etwas gesagt, damit hat er mich sehr verletzt. Er hat gesagt, ich bin nutzlos.“

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Er wurde von Kardinal Schönborn getauft.

Verteidigerin Birgit Harold über den Glaubenswechsel ihres Mandanten

Daraufhin seien ihm die Sicherungen durchgebrannt. „Mein Mandant hat die Kontrolle über sich selber verloren“, so seine Verteidigerin Birgit Harold. Trotzdem: „Er ist kein eiskalter Täter. Es geht nicht um die Herkunft, Religion und Klischees bezüglich Gewalt“, appelliert die Anwältin an die Geschworenen. Zumal der Afghane nach seiner Flucht nach Österreich zum christlichen Glauben konvertiert ist: „Er wurde von Kardinal Schönborn getauft.“ Zum Bruder habe er immer ein „konfliktreiches Verhältnis“ gehabt.

„Ich liebe ihn. Ich vermisse ihn“
Der kann das aber schon bei der Polizei nicht bestätigen. Denn von dem Streit, den der angeklagte Afghane jetzt vor Gericht schildert, wisse er nichts. Seine Wahrnehmung des Abends: Er sei mit dem 41-Jährigen zusammengesessen, trank das ein oder andere Getränk und legte sich schlafen – wach wurde durch den wuchtigen Schlag mit der Glasflasche. 

„Es freut mich, dass er gesund ist. Ich liebe ihn. Ich vermisse ihn sehr“, sagt der angeklagte Arbeitslose nach seiner Einvernahme. Ein Wiedersehen mit seinem Bruder, falls er das überhaupt möchte, wird aber noch einige Zeit dauern: Zwar nehmen die Geschworenen keinen Mordvorsatz an, verurteilen den 41-Jährigen aber nicht rechtskräftig wegen absichtlich schwerer Körperverletzung zu sechs Jahren Gefängnis.

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