„Dass so etwas wie in Graz im eigenen Land passiert, ist Wahnsinn“, kann es Christoph Baumgartner nicht fassen. Auch im ÖFB-Team sitzt der Schock nach dem Amoklauf tief.
Wohl noch nie hat Österreichs Nationalteam einen Sieg derart schaumgebremst bejubelt wie das 4:0 in der WM-Qualifikation am Dienstag in San Marino. Die ÖFB-Kicker schlichen nach dem Schlusspfiff langsam zu der mit 1500 österreichischen Fans gefüllten Tribüne und brachten die obligatorische Welle nur zaghaft hinter sich. Danach versammelten sich Marko Arnautovic und Co. rund um das in Schwarz gehaltene Transparent mit zwei weißen Kreuzen und der Aufschrift „Graz“.
Sabitzer: „Man hat sich erkundigt, wie die Lage ist“
Der Amoklauf in der steirischen Landeshauptstadt wenige Stunden zuvor hatte die Spieler in eine Art Schockzustand versetzt. Mit Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch und Romano Schmid standen in Serravalle drei Akteure auf dem Platz, die in Graz aufgewachsen sind. „Im Endeffekt ist Fußball so eine Sache, die Menschen zusammenbringt, und wo man Zusammenhalt demonstrieren kann. Das haben wir versucht zu zeigen“, sagte Sabitzer mit ruhiger Stimme. „Wir hoffen, dass es irgendwie besser wird.“
Sabitzer gedachte den Betroffenen in Graz. „Wenn man schon mal selber Sachen erlebt hat, die nicht so schön sind und Schicksalsschläge, dann kann man da mitfühlen“, meinte der 31-Jährige, der selbst noch Freunde und Familienangehörige in der Steiermark hat. „Man hat sich erkundigt, wie die Lage ist, wie die Situation ist. Es sind alle natürlich sehr geschockt. Und wie gesagt, es nimmt einen ja selbst auch mit.“
Lob für Fan-Aktionen
Dennoch war es für die ÖFB-Spieler alternativlos, in Serravalle anzutreten. „Vielleicht hat man irgendwelche Leute trotzdem erreicht und konnte man die ablenken in schwierigen Stunden“, hoffte Sabitzer. Ähnlich sah es Gregoritsch, der nach seinem Tor zum 2:0 kaum jubelte: „Wir haben unseren Job in den ersten 35 Minuten sehr, sehr gut erledigt. Und das war das Mindeste, was wir hier tun können, dass wir zumindest den einen oder anderen Prozent Freude nach Hause bringen.“
Eine Absage sei von Spielerseite kein Thema gewesen. „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir als Gruppe dann eben nicht aufhören, für Österreich auch da zu sein“, meinte Gregoritsch. „Wir sind das höchste Nationalteam. Und ich glaube, dass es nicht immer richtig ist, dann zu weichen.“ Trauerflor und Trauerminute seien den Spielern aber wichtig gewesen.
Dazu kamen die mitgereisten Fans, die auf ihre ursprüngliche Choreographie verzichteten und sich mit den Opfern und Angehörigen der tödlichen Attacke in Graz solidarisierten. „Unser Land ist nicht immer so schlecht, wie wir vielleicht denken“, lobte Gregoritsch. „Wir sind schon sehr, sehr vereint in vielen Dingen, und trotzdem darf so etwas nie wieder passieren. Das ist fürchterlich. Es ist leider so nahe, und das ist das Schlimme.“ Der ÖFB-Stürmer ist laut eigenen Angaben nur zehn Minuten von der betroffenen Grazer Schule entfernt aufgewachsen.
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